by EMR
Die Welt der sozialen Netzwerke dreht sich immer schneller. Zählten bis vor kurzem noch schnelle Postings und kurze Reaktionszeiten in der Nachberichterstattung, ist das nun auch nicht mehr genug. Was gestern passiert ist, ist schon wieder ein alter Hut. Nutzer von sozialen Medien wollen alles, und zwar jetzt. Sie wollen live dabei sein und das am Besten überall gleichzeitig. Facebook und Co reagieren und bieten die Möglichkeit, Informationen in Echtzeit zu posten. Doch was bedeutet das für das Social Media Marketing von Marken?
Live, Live, Live - wenn alles jetzt passiert
Facebook-LiveVideos gehen durch die Decke und gehören mittlerweile schon fast zum Establishment. Live-Berichterstattung von Events oder Interviews sind Teil des täglichen Seh-ich. Auch immer mehr private Nutzer sind mit kleinen Live-Episoden online. So gewöhnen sich die Nutzer nach und nach an die kleinen voyeuristischen Einblicke in was auch immer gerade von Interesse ist.
Durch Erinnerungen neuer Live-Streams haben Nutzer die Möglichkeit, sich bestimmte Seiten, deren Live-Performance überzeugt hat, für später zu merken und erinnert zu werden, sobald die Präsenz sich wieder live meldet. Ein schönes Tool, das perfekt zur Bindung von Interessenten eingesetzt werden kann.
Facebook Live-Videos - Know-how
Facebook möchte nach eigenen Aussagen bewusst den Weg gehen, dass in der Breite verfügbares Equipment wie iPhones, iPads oder Notebooks für die Live-Übertragung genutzt werden. Sogar Konferenzen sind mit wenig Aufwand über massen-verfügbare Geräte möglich. Hier kann schnell der Eindruck entstehen, unprofessionell zu wirken, wenn kein teures Kamera-Equipment mehr notwendig ist. Wir glauben, dass hier jedoch eine große Chance liegt. iPhone und Co liefern inzwischen eine gigantische Bildqualität. So ist das Wagnis einer Video-Präsentation nicht länger eine Entscheidung, für großes Budget Equipment anzuschaffen. Durchschnittlich 11 Minuten sind Live-Videos aktuell bei Facebook lang. Bis zu 60 Minuten sind ohne Streaming-Tools möglich. Wobei auch hier gilt: Die Aufmerksamkeitsspanne der Fans ist kurz. Und in der Kürze liegt bekanntlich die Würze. Das richtige Setting (Kulisse, Licht und Story, Story, Story) ist aus unserer Sicht hier allerdings nach wie vor der Schlüssel zum Erfolg.
Was tun, wenn mir am Anfang niemand zusieht?
Facebook bietet die Möglichkeit von Permalinks für Videos an. Unter facebook.com/SEITENNAME/videos/ ist es möglich, auch vor dem Live-Video-Start in die Promotion zu gehen.
Reicht das nicht aus, kann die sogenannte “Warteraum-Funktion” genutzt werden. Damit ist es möglich, ähnlich einer Telefonkonferenz, erst eine kritische Masse an Zuschauer einzusammeln bevor die Übertragung startet, ohne dass die bereits anwesenden Zuschauer sich bei Überbrückungs-Performance langweilen.
Während der Übertragung kann via Comment Pinning ein Kommentar fest unter dem Video angepinnt werden. So kann der “Sender” auch während der Übertragung für alle Fans sichtbar Ergänzungen einstreuen. Ein “Danke für’s dabei sein.” empfiehlt sich als Outro allemal.
Auch mal einen Influencer ans Ruder lassen? Facebook zieht nach.
Eine sehr spannende Facebook-Funktion ist die Live Contributor Rolle. Über diese Berechtigung kann eine Person - ohne dass sie Seitenadministrator der Page sein muss - Live-Videos in die Timeline beisteuern. Hier reagiert Facebook wohl auf den Takeover-Trend. Diese Funktion ist allerdings Stand heute noch nicht für alle Seiten ausgerollt, soll aber in Kürze an den Start gehen.
Tell me a Story: Instagram löst Snapchat ab
Wer heute Stories erzählen will, kommt um Instagram nicht mehr herum. Nur fünf Monate nach dem Roll Out konnte Instagram schon 150 Millionen Nutzer der kleinen 24-Stunden Clips verbuchen und läuft damit Snapchat langsam aber sicher den Rang ab. Im Mai 2017 waren bereits 200 Mio. Nutzer aktiv. Tendenz weiterhin rasant steigend. Influencer nutzen mittlerweile Instagram lieber als Snapchat. Diese Entwicklung wird unserer Einschätzung nach auch andauen.
Wer als Marke vorne mitspielen will, sollte allerdings nicht nur selbst live sein. Der letzte Schrei sind aktuell Takeovers oder Semi-Takeovers.
Takeover: We are all one
Ein Takeover ist eine Episode von einigen Stunden, in denen ein Influencer oder eine sonstige Person von öffentlichem Interesse den Account eines Brands übernimmt.
Reduziert auf das Wesentliche: Nimm meine Zugangsdaten und mach was du willst.
Ganz so laufen Takeovers in der Regel in der Realität nicht ab. Einige Vereinbarungen zwischen Brand und Influencer sollten im Vorfeld schon getroffen werden. So ist zum Beispiel zu klären:
- Die Definition eines catching Intros mit Vorstellung des Senders und Ankündigung, was in den nächsten Stunden passiert.
- Welche Inhalte werden gezeigt?
- Was ist das Ziel des Takeovers?
- Gibt es No-Gos in Sachen Wording, PC etc.?
- Sind alle Rechte Dritter (Bildrechte, Persönlichkeitsrechte etc.) geklärt?
Natürlich neigen Profis dazu, so viel wie möglich selbst unter Kontrolle zu behalten. Dennoch sollte - für eine möglichst authentische Anmutung - der Influencer möglichst freie Hand haben.
Takeover Light: Der Semi-Takeover
Wem das Takeover-Eisen zu heiß ist, der setzt auf Semi-Takeovers. Hierbei produziert der Influencer zwar den Content, Auswahl, Upload und Zugangsdaten bleiben aber in der Hand des Account-Inhabers. Der Austausch der Daten kann dabei in Echtzeit über Mail oder WhatsApp erfolgen.
In der Wahrnehmung der Nutzer ist kein Unterschied erkennbar. Ein Semi-Takeover ist also eine gute Einstiegsmöglichkeit, um sich mit der Thematik vertraut zu machen. Auch in einer allerersten Zusammenarbeit - wenn Brand und Influencer noch nicht miteinander vertraut sind - kann ein Semi-Takeover für beide Seiten die Spannung der Thematik deutlich reduzieren.